WDR hakte nach: Kopfschütteln bei Experten
Diese Entscheidung hat den kompletten Autobahnverkehr rund um Leverkusen gehörig durcheinander gewirbelt: Am Donnerstagabend, 9. Januar 2025, wurden Eisplatten auf der Fahrbahn und Eiszapfen an den Pylonen (also die Stahl- oder Betonpfeiler, an denen die Fahrbahn mit Schrägseilen abgehängt sind) der Rheinbrücke entdeckt. Zwei Fahrzeuge wurden vermutlich durch herabfallendes Eis beschädigt. Am Freitagmittag, 10. Januar 2025, ließ die Autobahn GmbH Rheinland die A1 an dieser Stelle vorsichtshalber sperren.
Nun fragen sich viele Menschen: Wie kann so etwas bei einer neuen Brücke passieren? Haben hier Ingenieure nicht richtig geplant?
Der WDR hat nun nachgefragt und erstaunliche Antworten erhalten.
Aufwendiger Feuerwehreinsatz mit Hubschrauber und Teleskopmastbühne
In den Sozialen Medien beschwerten sich viele Menschen über das entstandene Verkehrschaos und machten sich gar über die „deutsche Ingenieurskunst“ lustig.
Hinzu kommt: Die Feuerwehr Leverkusen rückte aus, um die Pylone zu begutachten. Da die Drehleitern mit ihrer maximalen Höhe von 30 Metern nicht ausreichten, kam ein Rettungshubschrauber Christoph 3 zum Einsatz. „Dieser sollte durch Kreisen über den Brückenpylonen das Eis von der schrägen Dachfläche lösen. Die Durchfahrt für Schiffe wurde während des Hubschraubereinsatzes zeitweise gesperrt“, heißt es in dem anschließenden Feuerwehrbericht.
„Durch den Einsatz des Rettungshubschraubers ließen sich die Eisplatten jedoch nicht vollständig lösen, sodass im weiteren Verlauf eine Teleskopmastbühne der RWE Werkfeuerwehr Neurath angefordert wurde. Das Fahrzeug musste nacheinander präzise zwischen den Brückenpfeilern in Stellung gebracht werden. Die Einsatzkräfte konnten schließlich an die Dachfläche der Pylone gelangen und diese vom Eis befreien.“
Bauingenieure: „Eisbildung auf Stahlkonstruktionen eigentlich unwahrscheinlich“
Ein gewaltiger Aufwand also. Doch was lief da eventuell falsch?
Gegenüber dem WDR meint beispielsweise Prof. Dr.-Ing. Martin Mertens, Experte für Brückenbau an der Hochschule Bochum: „Stahlbrücken würden grundsätzlich so gebaut, dass sich weder auf den Pylonen noch an den Stahlseilen größere Mengen Feuchtigkeit sammeln könnten. Alle tragenden Teile an Brücken hätten Schrägen und seien mit Korrosionsschutz so behandelt, dass Feuchtigkeit sofort abläuft.“ Außerdem sei es unwahrscheinlich, dass sich auf glattem Eis bildet.
Heinrich Bökamp, Präsident Bundesingenieurkammer, ergänzt: Es könnten sich zwar geringe Mengen Schnee teilweise festsetzen. Es sei aber unwahrscheinlich, dass sich Eiszapfen bilden. Das sei „durch die Konstruktion bei modernen Brücken so gut wie ausgeschlossen“. An geneigten Flächen könnten sich Flüssigkeiten gar nicht erst ansammeln.
Bökamp glaubt vielmehr, dass das Eis auf der Fahrbahn von einem LKW herunter gerutscht sei.
Dennoch erklärte ein Sprecher der Autobahn GmbH Rheinland, dass auf den Pylonen gefrorener Schnee und Eis gefunden worden sei, dass abgestürzt sein könnte. Warum sich Schnee angesammelt hat, soll nun untersucht werden.
Bericht: Achim Kaemmerer
Quelle: WDR / Feuerwehr Leverkusen
Fotos: Feuerwehr Leverkusen
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